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Zukunft der Stadt – mit menschlichem Leben?

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Der „Zukunftsstadt“ widmet sich das soeben gestartete „Wissenschaftsjahr“. Dabei wollen Forscher nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch Ideen für intelligentes Leben und nachhaltiges Wohnen in Metropolen entwickeln und umsetzen. Beides mag manch’ einer dort gar nicht erwarten. Erwarten dürfen wir zumindest gestaltete Zukunftsbilder, die keine Angst einjagen wie dieser Film einer einleibten Welt. Doch praktikable Lösungen für „Smart Cities and Communities“ entstehen europaweit bald konkret in Manchester, Eindhoven und Stavanger. Später folgen Leipzig, Prag und Sabadell, rund zwanzig Kilometer vor Barcelona. Diese schauen wir uns dann zur Sicherheit erstmal an und erkunden Eingeborene wie Tiere in Zoos. „Wegweisende Konzepte“ für Energieversorgung, Mobilität und Informationstechnologie verspricht Alanus von Radecki vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Er koordiniert das EU-Projekt mit dem lateinischen Titel „Triangulum“. Im Dreieck dürften Großstädter schon jetzt ticken.

Triangel – das meist gehasste Instrument?

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“Selbst zu blöd, die Trianel richtig zu schlagen” – diese Eigenschaft erben früh die Verlierer im Musikunterricht. Foto: Dieter Schütz/pixelio.de

Tontechnisch untermalen Sie bitte selbst diese Nachricht mit Ihrer Vorstellungskraft, so dass vor Ihrem geistigen Ohr der kräftig geschlagene Klang der Triangel ertönt. Jawohl, jenes Instrument, das Orchestern höchste akustische Glanzlichter aufsetzt, aber im Musikunterricht gleichwohl immer als Strafe galt, sobald es die Lehrer an Schüler verteilten. Denn trotz durchaus möglicher komplexer Rhythmusfiguren spielt der Stahlstab in Form eines gleichseitigen offenen Dreiecks stets nur zur spärlichen Akzentuierung eine unterbelichtete Nebenrolle. Jeder steht gelangweilt mit Stab nebst Teil am Band da und gibt ab und zu ein unerträglich hohes „Pling!“ von sich. Wofür das öde Ding heute alles so herhalten muss. Für den Aachener Kraftwerksbetreiber „Trianel“ etwa oder für das Hochhaus „Triangel-Turm“ Köln, das im sowieso schon mundartlich anmutenden Deutz –„Döyez“ vermutlich in der langgezogenen Eingeborenen-Spreche – angeblich aus dem Dreigestirn „Düx“, „Schäl“ und „Sick“ besteht. Was’n nu das-scho’-wieder?

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Triumvirat aus „Düx“, „Schäl“ und „Sick“: der Kölner Triangel-Turm, der quasi als Stativ fürs Fotografieren des Doms in die Geschichte eingeht. Fotos: Domino (oben) und Brigitte Heinen (unten), beide pixelio.

Apropos Dreigestirn: Triangulum heißt das kleine Sternbild am nördlichen Fixsternhimmel, das Sie abends südlich des Sternbilds Andromeda zu sehen, wenn Sie nur mal Ihren Blick nach oben richten zwischen September und März. Das unscheinbare Dreiecksgebilde finden Sie auf dem Weg zum Widder-Sternbild und fällt Ihnen auf durch sein bekanntestes Himmelsobjekte M33, dem Dreiecksnebel als wabender Begleiter des Andromeda-Nebels. Haben Sie’s? Wieso zum Teufel das Projekt tatsächlich als Triangulum getauft ist – ich w473971_web_R_by_Brigitte Heinen_pixelio.deill’s glaube ich gar nicht wissen. Trotzdem ein Tusch, bitte: Tätä-tätä-tätä! Statt aus dem Morgenland ist das Vorhaben der Forscher auch noch aus der „Morgenstadt-Initiative“ der Fraunhofer-Gesellschaft entstanden, erhält Unterstützung vom Steinbeis-Europa-Zentrum, zählt zu den gekürten Leitprojekten der Europäischen Kommission und beteiligt 23 Partner aus Wissenschaft, Industrie und Kommunen.

Versuchskaninchen in drei Städten

„Herzstück“ bilde eine Informations- und Kommunikationstechnik-Architektur, heißt es, um einzelne Technologien miteinander zu verbünden wie Sensor-, Informations- oder Mobilfunknetze. In Eindhoven etwa setzt die Kommune auf Elektromobilität und bemüht dafür eine „IKT-Lösung“, damit Einwohner auf Infrastruktur zugreifen können. Sie buchen etwa elektrische Carsharing-Fahrzeuge oder nutzen Parkraum-Angebote. Sensoren, die zum Beispiel in Laternen installiert sind, erfassen unter anderem Bewegungsdaten, so dass die Straßenbeleuchtung, der öffentliche Nahverkehr oder Carsharing-Flotte bedarfsgerecht zu steuern ist.

Europaweit über die höchste Dichte an Elektrofahrzeugen verfügt schon heute die norwegische Stadt Stavanger. Dieses Mobilitätspotenzial und die bestehenden Highspeed-Infrastrukturen für Informations- und Kommunikationstechnik bilden die Basis, um Energie- und Fortbewegungslösungen besser zu vernetzen. Unternehmen, Einwohner, Forschungseinrichtungen und Ärzte sollen über die IT-Netze verknüpft sein, um besser planen, Energie effektiver nutzen und sogar medizinische Ferndiagnosen stellen zu können.

In der englischen Stadt wandelt sich das Studentenviertel „Manchester Corridor“ mit rund 72.000 Bewohnern in ein „Smart-City-Quartier“: Das autarke Energienetz versorgt dann den gesamten Stadtteil mit Wärme und Strom aus Erd- und Fernwärme über zwei separat operierende Stromnetze und eine Brennstoffzelle, die überschüssige Energie speichert. Das Auftanken von Autos, Last-Fahrrädern und Tram als E-Fahrzeuge ermöglichst es, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zu verbannen. Brav.

In drei Jahren sollten die ehrgeizigen Pläne umgesetzt sein, um weitere Metropolen zu beglücken. Ob das eingangs gezeigte Fraunhofer-Filmchen uns die Zukunftsstadt realistisch präsentiert? Solche sterilen Retortenorte dürfen alle Future-Forscher gerne für sich behalten.

 

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