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Textil-Innovation in Sechsfach-Beschichtung

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Perlen für die Schläue: Während Wasser auf „hydrophil“ Veranlagtes äußerst anziehend wirkt – aus dem Griechischen hýdor für Wasser und phileĩn für lieben –, neigt „hydrophob“ Gestimmtes zum strikten Ablehnen von Flüssigkeit (phobeĩn für fürchten). Wieder dazugelernt! Was von beidem aber zeigt das Bild? Foto: K. Dobberke für Fraunhofer ISC

Sensationelle Textil-Innovation im Produktionsprozess: Würzburger Wissenschaftler, konkret Fraunhofer-Tüftler im Institut für Silicatforschung (ISC), haben gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung eine neue Veredlungslösung auf Wasserbasis entwickelt. Wasser zu Wein ist damit nicht zu zaubern. Das Beschichtungssystem unter dem schon klanglich toll technisch getrimmten Titel „InnoSolTEX“ überzieht T-Shirts auch noch nicht mit feinem Teflonfilm, um darauf in der Sonne knusprige Würstchen zu bruzzeln. Vielmehr bringt der als Marke registrierte Produktionsvorgang sechs Funktion (in Zahlen: 6) in nur einem ganzen Arbeitsgang auf den Stoff. Waschen, Legen, Föhnen sind drei der sechs Funktionen leider nicht, werte Modebewusste unter der enttäuschten Leserschaft. Und die Textilien gehören mitnichten zu den Garanten fürs Anti-blöd-aussehen; von grausamen Bikini-Anproben in furchtbar ausgeleuchteten Umkleide-Kabinen mit folglich schrecklichen Zombie-Spiegelbildern berichten mir erfahrene wie gut unterrichtete, aber stark verzweifelte Gewährsfrauen.

Gleichwohl alle Achtung vor so viel „Performance“ in einem Arbeitsschritt, denn nach der Vollveredelung sind die Teile mit allen Wassern gewaschen:

  • Waschbeständig
  • Antistatisch
  • Flammstabil
  • Abriebbeständig
  • Hydrophob
  • Antimikrobiell

Textil-Innovation vom Sack bis zum Seil

Mit ein wenig Fantasie hätte dieser innovative Prozess also gut und gerne auch „WafAha“ o.s.ä. heißen können. Schade. Slogan: „Kleidung, Taschen, Säcke, Seile – mit WafAha bleibt alles heile.“ Doch kommen wir vom Ende der Wertschöpfungskette, der Promotion i.S. von Marketingkommunikation, zurück zum Anfang, dem Nutzwert dieser Produktentwicklung.  So genannte Lohnveredler seien oft vor die Aufgabe gestellt, stellen die Schöpfer heraus, „Textilien mit verschiedenen Produkteigenschaften auszurüsten“, was bei der „Rezepturzusammenstellung“ mit oft sich nicht vertragenden chemischen Eigenschaften der Textilhilfsmittel offenbar gar nicht so einfach ist. Die Ionitäten aufeinander abzustimmen und unterschiedliche Eigenschaften von Faserstoffen zu berücksichtigen, ist wohl so kniffelig wie das Stricken komplizierter Muster. Mehrere Arbeitsschritte bedeuten logischerweise mehr Arbeitsaufwand und höhere Energie- und Entsorgungskosten. Nun erhalte die Textilindustrie ein einsetzbares Veredlungssystem im Baukasten-Prinzip, das mit bis zu sechs Funktionen in einer Beschichtung den Stoff kreiert, aus Träume bzw. Zukunft erwachsen. Die Aufrüstung sei auf bestehenden Produktionsanlagen möglich.

Die neue Beschichtung soll sich auf Bahnware, Gewebe, Vliesstoff und Fäden eignen. Weitere Einsatzgebiete sehen die Erfinder in der Luftreinigung, in öffentlichen Gebäuden, in Hotels, in Autos oder im Brand- und Feuerschutz (Gardinen).

Spirit fürs Hi-Tex-Land

Ob die gute alte BRD, in der einst starke Textilstandorte wirkten, zurückkehrt zum „Hi-Tex-Land“? Für Deutschland spreche trotz höherer Lohnkosten sogar einiges für eine Rückkehr der Branche, äußerte mir gegenüber in einem Gespräch mal Franz-Peter Falke nach einem Gang durch sein modernes Werk im Sauerland. Seine Hoffnung für das hiesige Business hegte er, weil sich zwischen Kiel und München allein 19 textiltechnische Institute den Themen der Zukunft annehmen. Mit neuen Technologien erstarken Standorte. Neugierige Entdecker, fanatische Perfektionisten, eigensinnige Individualisten und feinfühlige Kreative zählen eben nicht nur zur Zielgruppe von Modebewussten. Das gilt auch für Hersteller aus Leidenschaft, die sich konkret an der neuesten Kettelkunst ergötzen können, womit neben technischen Innovationen auch „der Spirit des Stolzes auf das eigene Handwerk“ einhergeht. In einer dauerhaft dynamischen Welt würden innovative Unternehmen seiner Meinung nach immer wieder neue Chancen entdecken, weshalb „kein Ende des Wachstums“ in Sicht sei. Wer weiß, wozu also die Sechsfach-Beschichtung noch alles gut ist. Übrigens nicht nur in Deutschland:

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